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Schwäbische Zeitung
Ulm, 25. Mai 1999

Sinfonisches Blasorchester Ulm
Fast ins Wasser gefallen

Ulm - Als das Hochwasser auch das Edwin-Scharff-Haus erreichte, schien das Konzert des Sinfonischen Blasorchesters Ulm buchstäblich ins Wasser zu fallen. Doch dann kam quasi "maritime" Hilfe, wobei das Hotel die Musiker ganz unbürokratisch ins Congress Centrum einließ.

Von unserer Mitarbeiterin Barbara Perkovac

Einen Besucherschwund gab es dadurch aber nicht, wie der gut gefüllte Saal zeigte. Nach einer angemessenen Wartezeit auf all jene, die zunächst in Neu-Ulm gelandet waren, starteten die jungen Musikerinnen und Musiker eine interessante Programmfolge: ambitioniert und konzentriert. Ende 1992 unter Kreso Pascuttini und der Trägerschaft der Ulmer Knabenmusik gegründet, ist das Orchester seit 1994 selbständig, mit gut 50 Musikerinnen und Musikern aus dem gesamten süddeutschen Raum.
Mit dem Dirigenten Douglas Bostock haben die jungen Musiker das große Los gezogen. Der sympathische Profi von hohen Graden animiert mit Charme und Nachdruck das junge Ensemble zu absoluter Präsenz. Unverkrampft gehen sie miteinander um, was der Musik hörbar zustatten kommt.
Federnden Schrittes steuerte Douglas Bostock auf das Pult zu, verbeugte sich knapp und gab den Einsatz zu Trommelwirbel und zündender Rhythmik. So der Beginn von "Flashing Winds" des Belgiers Jan Van der Roost. Punktgenau war der Einsatz zur folgenden dreisätzigen Sinfonietta Nummer zwei von Philip Sparke. Prächtig wurde das melodische Material von den jeweiligen Instrumentalgruppen auch solistisch transportiert. Exakt und sicher erfolgten Tempiwechsel im turbulenten Finale.

Ein Zuckerl für den Solopauker

Eine tolle Leistung zeigte das Orchester auch im "Konnzert für Pauken und Blasorchester", das letzte größere Werk von Gordon Jacob. Den Kompositionsauftrag hatte er 1994 von Douglas Bostock erhalten. Ein "Zuckerl" auch für Solopauker Holger Slowik, von 1990 bis 1995 Pauker bei der Ulmer Kanbenmusik und anderen Ulmer Orchestern. Er begeisterte restlos. Mit geradezu tänzerischer Grazie bediente er die vier Pauken. Heute studiert Slowik an der Berliner Hochschule der Künste Dirigieren.
Gerade auch bei "Fokostanc" des Ungarn Bela Vavrinecz bewährte sich die rhythmische Genauigkeit der Klarinetten. Ein faszinierendes Stück ob seiner Klangwirkung war auch "An Ancient Festival (Ko-Shi)" von Hiroshi Hoshina. Ab ging die Post dann erst recht bei der "Little Suite Nummer zwei" von Malcolm Arnold, einer der beliebtesten Komponisten Großbritanniens. Für "Die Brücke am Kwai" hatte er übrigens 1957 einen Oscar erhalten. Und erst recht bei Alfred Reeds Suite mit den Sätzen Son Montuno, Tango (Saragossa Serenade), Guaracha und Pasa Doble (a la Corrida!). Die Rhythmen kamen derart zündend, daß es einem kaum noch auf den Stühlen hielt: ein wahres rhythmisches Feuerwerk!
Begeister war das Publikum auch von "Slava! Eine Konzertovertüre", von Leonard Bernstein, 1977 für Mstivlav Rostropovitsch komponiert, bearbeitet von Clare Grundman. Nicht zuletzt in den Breaks für Posaune und Cornet zeigte sich der von Jazz und populärer Musik beeinflußte Stil dieses Werkes, dem der Einsatz der E-Gitarre mit Sopransaxophon erst recht eine eigenwillige Note verleiht. Kurz vor Schluß ein Gag: Mit dem lauten Ruf "Slava" (Spitzname des Cellisten) läßt der Komponist seinen Freund Rostropovitsch grüßen. Nur ungern ließ sich das Publikum nach zwei Zugaben zum Aufbruch bewegen.

© 1999 SBU e.V.
Letzte Änderung am 28.05.99