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Schwäbische Zeitung
Ulm, 1. Dezember 1999

Sinfonisches Blasorchester im E-S-H
Meister der Blasmusik vom Scheitel bis zur Sohle

Neu-Ulm - Mit diesem Konzert haben die Migglieder des Sinfonischen Blasorchesters Ulm gezeigt, dass sie sich in punkto Qualität und Spielfreude hinter keinem anderen Orchester oder Instrumentalensemble der Region verstecken müssen. Bedenkt man dabei, dass sie für ihr Konzert im Edwin-Scharff-Haus gerade fünf Tage gemeinsam geprobt haben, kann man vor den jungen Musikern nur den Hut ziehen.

Von unserem Mitarbeiter Florian Burkhardt

Dieser Meinung war wohl auch de Dirigent Douglas Bostock selbst. Zwar verfügte dieser nicht über die besagte Kopfbedeckung, seine anerkennende Verbeugung, die er im tosenden Schlussapplaus der über 450 Zuhörer vor seinem Orchester machte, sprach aber dennoch für sich. Hatten doch in den vorangegangenen zwei Stunden dessen rund 50 Mitglieder Blasmusik vom Feinsten zelebriert.

Anspruchsvolles Repertoire

Zwar wäre dies ohne Bostock, der nächstes Jahr zum Chefdirigenten des renommierten Tokyo Kosei Wind Orchestra avancieren wird, nicht möglich gewesen, doch eine Kette ist halt immer nur so stark, wie jedes ihrer Glieder. Oder andersherum gesagt: Um derart anspruchsvolles Repertoire sicher intonieren zu können, ist ein kompetenter Kapellmeister selbstverständlich auch auf kompetente Musiker angewiesen. Solche hatte Bostock an diesem Abend zur Verfügung, das konnte man schon bei der "Irish Rhapsodie" vom Clare Grundman erkennen. Zwar hatte dieses Werk klanglich gesehen wenig Ähnlichkeit mit der Melodik irischer Stücke, dies änderte aber nichts an der Überzeugungskraft der Musiker.
Problemlos meisterten diese das feierliche Auftaktthema, verschmolzen dann zu einem warmen Unisono, um dann durch moderate Dynamik akustischen Raum für ein neckisches Frage-Antwort-Spiel zwishcen Horn und Klarinetten zu schaffen.
Nach einem kurzen Ausflug auf den Olymp und zu Bacchus, dem Gott von Weib, Wein und Gesang in Form von Joseph Horovitz' Divertimento "Bacchus on Blue Ridge", das auf Grund der Blechbläserphrasierungen tolpatschige Charakteristik offenbarte, ging's schon wieder zurück auf die Grüne Insel. Denn Rolf Rudins Opus 38/1 mit dem Titel "Die Druiden" widmet sich eben jenen Priestern aus vergangenen Tagen.
Passend zu dumpfen Paukenschlägen kreierten die Musiker hier durch anschwellende, fast drohende Crescendi und nebulöse Akkorde eine Symbiose aus archaischer Mystik und apokalyptischer Dramatik. Gerade letztere Komponente kam auch beim Höhepunkt des Abends, Yashuhide Itos dreisätziges Werk "Gloriosa", in dem dieser durch verknüpfen gregorianischer Choräle und japanischer Volksmusik die Verfolgung der Christen auf der japanischen Insel Kuyushu um das Jahr 1614 beschreibt, zum Tragen. Ähnlich wie bei Rudins Werk stand auch hier der Aufbau langer Spannungsbögen im Vordergrund, deren gelungene Umsetzung ohne die gute Perkussionsarbeitnicht denkbar gewesen wäre.

Vielfalt der Klangfarben

Zum hellen Glockenschlag aus weiter Ferne gesellte sich im Oratio allmählich ein in Quarten aufspielendes Orchester, dessen polyrhythmische Sequenz dabei so manchen Zuhörer eine wohlige Gänsehaut auf den Rücken gezaubert haben dürfte. Dem wilden Abschluss folgte im Cantus dagegen ein weiches, von asiatischer Melodik geprägtes Querflötensolo von Annette Preising, das untermalt von leisem Klang der Tambouringlöckchen an die besinnliche Atmosphäre eines japanischen Gebetstempel denken ließ. Wild und finalengerecht das Dies Festus. Hier erschien das Schlagwerk einschliesslich Pauken vor lauter Spielfreude fast von der Bühne zu galoppieren, während die übrigen Musiker die energischen Themenwechsel im Hintergrund fehlerlos meisterten.

Anmerkung: Bei dem erwähnten Querflötensolo handelte es sich um eine japanische Holzflöte, ein sogenanntes ryuteki. Das Solo wurde von Petra Huber gespielt.

© 1999 SBU e.V.
Letzte Änderung am 02.12.99