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Südwest Presse
Ulm, 30. November 1999

KONZERT / Sinfonisches Blasorchester Ulm
Mit Esprit und Charme
Auch mit Avantgarde erfolgreich

Was in anderen Sparten oft ein Flop ist, kam bei Konzert des Sinfonischen Blasorchesters Ulm (SBU) im Scharff-Haus gut an: Kompositionen des 20. Jahrhunderts.

Christa Kanand

Laien-Orchester gibt es viele: Von erster Qualität sind aber nur wenige. Und nur wenige haben einen Dirigenten von der Güte eines Douglas Bostock, der im kommenden Jahr die Leitung eines der weltweit renommiertesten Blasorchester, des Tokyo Kosei Wind Orchestra, übernehmen wird. Und Bostock zeigte auch, dass es ohne ihn geht: Bei der ersten Zugabe "Dance Nr. 1" von Schostakowitsch ließ er das Orchester unter Konzertmeister Christoph Müller (Klarinette) allein "wurschteln". Und siehe: Es lief auch ohne Dirigenten wie geschmiert.
Hochmotiviert und glänzend vorbereitet verstehen die etwa 60 Musiker aus der Region ihr Handwerk. Mit Esprit Charme täuschen sie wie in "Bacchus on Blue Ridge" von Joseph Horowitz über den Schwierigkeitsgrad der Stücke hinweg.
Bostock kann wirklich aus dem Vollen schöpfen. Mindestens ein Dutzend Solisten zeigten Klasseformat: Von der Harfe in Malcolm Arnolds "Four Scottish Dances", über die Oboe bis zum Englisch-Horn in "Candide Suite". In der jagen sich Leonard Bernsteins kreative Einfälle im ohrgängigen Galopp zwischen Walzer und Jazz.
Waren in diesen Werken moderne Klänge und Publikumsgeschmack gut unter einen Hut gebracht, zeigte Bostock auch avantgardistisch Flagge und macht die Zuhörer mit dem "Gloriosa" von Yashuhide Ito bekannt. Neben Scholagesang der Gregorianik - Singen können die Bläser auch - bestimmen das Klagelied der japanischen Ryuteki-Flöte (Sonderapplaus) und fernöstliche Klänge bis zum finalen choralartigen Tutti-Triumph den Spagat zwischen den Kulturen.
In Anwesenheit des vielapplaudierten 38-jährigen Rolf Rudin wurde dessen Opus 38/1 "Die Druiden - I Nemeton" aufgeführt. Über Dissonanzen baut sich in mächtigen Unisonoläufen, bei denen die tiefen Bläser auch mal wankten, regelrecht Hochspannung in dieser magischen Welt auf. Sie gipfelt in der Fortissimo-Klangwalze, die den Machtanspruch der Druiden symbolisiert.
Die weltläufige Reise endete trotz tosendem Applaus in der zweiten Zugabe, einem Publikumsknutscher zum Advent, bei roten Nikolausmützen, glitzerndem Klingeling und Peitschengeknall in Leroy Andersons "Schlittenfahrt": eine hollywoodreife Bescherung mit a bisserl Zuckerguss.

© 1999 SBU e.V.
Letzte Änderung am 30.11.99