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Südwest Presse
Ulm, 26. Mai 1999

KONZERT / Sinfonisches Blasorchester Ulm
Die etwas andere Wassermusik
Das Publikum zog vom Scharff-Haus ins Congress Centrum

Eine etwas andere Wassermusik stand beim Pfingst-Konzert des Sinfonischen Blasorchesters Ulm (SBU) auf dem Programm. Das Konzert mußte vom hochwasserumfluteten Edwin-Scharff-Haus ins Congress Centrum verlegt werden. Dort brach dann der Jubel des begeisterten Publikums alle Dämme.

Christa Kanand

Nein, Händels "Wassermusik" stand nicht auf dem Spielplan: doch fast wäre das Konzert tatsächlich am Pfingstsonntag ins Wasser gefallen, als es in Neu-Ulm beim Edwin-Scharff-Haus "Land unter" hieß. Als Retter in der Hochwasser-Not galt dem Maritim-Hotel der Dank des Dirigenten Douglas Bostock für "die spontane Hilfe". Daß zudem irgendwie, auch mit Hilfe von Radio 7, die rund 600 Zuhörer, darunter viel Jugend, glücklich zum Congress Centrum auf die andere Seite der Donau fanden, pushte die Stimmung vor und auf der Bühne gewaltig hoch.
Im weißen Dinnerjacket stürmte der international renommierte Douglas Bostock auf das Dirigentenpodium, sein Taktstock wurde zum Degen, effektvoll wählte er den Einstieg mit "Flashing Winds" von Jan Van der Roost: Dramatische Pauken- und Beckenwirbel, gesteigert noch von Schellengerassel und Xylophonklängen, und dann feuerten von blitzenden Rohren die Bläser satte Triumph-Klänge ab. Eine Wonne, wieviel Bravour, astreine Kompetenz und geschmeidige Klangfarbigkeit da von den 60 Pulten kam.
Seit drei Jahren wird das Sinfonische Blasorchester Ulm (SBU), 1992 aus der Ulmer Knabenmusik hervorgegangen, von Douglas Bostock geleitet. Sein zu Hochleistungen beflügelnder, mitreißender und begeisterungsfähiger Dirigierstil ist eine Augenweide, ein Erlebnis. Mal tritt er als Dompteur, Magier, General oder auch als buffonesker Sonnyboy auf. Bei Philip Sparkes Sinfonietta Nr. 2 sprach seine Körpergestik Bände.
Hochkarätiges bot auch der Soloauftritt von Holger Slowik. Der 1975 in Ulm geborende, an der Musikhochschule Berlin studierende Schlagzeuger ließ in seinen Paradestück, dem Konzert für Pauken und Blasorchester von Gordon Jacob, nuancenreich und virtuos die Klöppel auf vier Pauken wie ein Derwisch tanzen. Zu einem wahren Magyaren-Feuer wurde voller Temperament und Grandezza "Fokostanc", bei dem sogar manches Profi-Orchester nasse Füße bekommen hätte.
Meilenweit von jedem Biergarten-Geschmetter entfernt, umfaßt das Repertoire des perfektionsbesessenen SBU anspruchsvolle, meist zeitgenössische Originalkompositionen, in denen Vielseitigkeit und stilbewußtes Interpretationsgespür verlangt werden. Wie etwa nach der Pause bei der kühnen Harmonik des Japaners Hiroshi Hoshina in "An Ancient Fetival (Ko-Shi)" oder in den drei Sätzen Little Suite Nr. 2 von Malcolm Arnold, reich an Kontrasten mit Militärmusik-Zack-Bum und rasantem Pfiff.
Vollends aus dem Häuschen geriet das Publikum im Finale, als quäkende Trompeten- und Posaunen-Soli, aufgestockt von der E-Gitarre, in Leonard Bernsteins Konzertovertüre "Slava!" mit überraschenden Effekten im heißen Broadway-Flair einheizten. Noch eins drauf setzten die sinnlichen Klarinetten-Soli von Konzertmeister Christoph Müller in Alfred Reeds Zweiter Suite für Blasorchester (Latino-Mexicana). Nichts ließ da die SBU-Truppe anbrennen. Sie spielte Charme, Witz und Klangraffinesse, kurz alle Trümpfe aus und wurde wie ein erstklassiges Show-Orchester von Beifallswogen umjubelt.

© 1999 SBU e.V.
Letzte Änderung am 27.05.99