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Südwest Presse
Ulm, 24. Juni 1997

Drei Staubsauger gegen den Rest der Musik
Das Sinfonische Blasorchester Ulm mit Anspruchsvollem und Spaßigem bei einem Konzert im Kornhaus

Von unserer Mitarbeiterin Judith Fleiner

Wieder hatte das Sinfonische Blasorchester Ulm ins Kornhaus geladen, um die Resultate der ersten Arbeitsphase dieses Jahres zu präsentieren. Und wieder hatten die jungen Musiker mit ihrem Dirigenten Douglas Bostock ein anspruchsvolles, abwechslungsreiches und kurzweiliges Programm ausgewählt. Zu Beginn erklang ein Marsch aus der Jazzsuite Nr. 2 von Dimitri Schostakowitsch. Die Musiker zeigten Stärke in der Tongebung, im Zusammenspiel und in der Reinheit, denn Douglas Bostock war es wieder einmal gelungen, seine Musiker bestens zu begeistern.
"Bacchus on Blue Ridge" von Joseph Horovitz, illustriert auf humoristische Weise den Wochenendausflug von Weingott Bacchus, der auf dem Land, in den Blue Ridge Mountains, die Erholung sucht. Leicht und gemächlich gestalten die Musiker das "Moderato", Bacchus macht sich gerade auf den Weg. Jazzige und folkloristische Elemente vermischen sich mit dem "Blues" im "Präriestil", Bacchus hat wohl der Weltschmerz ereilt. Jedoch hat ihn im "vivo" die Lebenslust rasch wieder, so daß der "Valse de Paris" schnell von einem afrikanischen Eingeborenentanz übertönt wird. Bereits vor der Pause gab es nicht enden wollenden Beifall, doch man würde sich ja bald wiedersehen.
Nochmals "seriös", wie Douglas Bostock in seiner Begrüßung die bisherigen Werke bezeichnet hatte, wurde es mit Jim Curnows "Canticle of the Creatures" (Lobgesang der Geschöpfe). Ehrfurcht erregend der Prolog, entflammend züngelnd und brodelnd erschien Bruder Sonne, kühl in der glitzernden Nacht, vor der unendlichen Weite des Weltalls, Schwester Mond und Sterne. Mit einem höllischen Inferno und bombastischem Schlußknall wartete Bruder Feuer auf, bis bei Mutter Erde die tröstende Ruhe sich in immenser Steigerung zur großen Kraft entwickelte.
Jetzt war schon eine kleine Erklärung Bostocks vonnöten, lasen die Zuhörer doch im Programm das Werk "A Grand, Grand Overture" von Malcolm Arnold für sage und schreibe drei Staubsauger, einen Bodenpolierer und sinfonisches Blasorchester. Noch ungewöhnlicher die Besetzung der Solisten, laut Bostock "Staubsaugerweltspitzensolisten" aus allen Ecken Schwabens. Als Koloratursopranstaubsauger trat nämlich der Kreisverbandsvorsitzende des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg Karl Glöckler an, während Michael Leibinger, 1. Vorsitzender der Ulmer Knabenmusik, den Altpart übernahm. Michael Eberhardt, musikalischer Leiter der Stadtkapelle Ulm, spielte den Baß, während Stephan Schuh, Leiter des Schul- und Jugendmusikwerks, sich entschuldigen ließ, weilte er doch gerade, laut Bostock, auf einem Staubsaugermeisterkurs in New York. Zum Glück hatte Douglas Bostock in letzter Minute einen renommierten Nachwuchsstaubsaugervirtuosen in Form eines ehemaligen Orchestermitglieds aufgetrieben.
Stilecht in Kittelschürz' und Kopftuch machten sich die drei "Damen" sogleich ans Werk, um die musikalischen Wohlklänge des Orchesters durch mehr oder minder exakte Staubsaugereinsätze zu "verschönern". Nebenbei trieben sie noch allerlei derbe Späßchen, so daß es den Musikern alsbald genügte und das fidele Putzkommitee kurzerhand mit einigen Gewehrschüssen niedergestreckt wurde. Das Publikum hielt sich vor Lachen die Bäuche!
Verständlich, daß die folgenden Stücke ein wenig im Schatten dieses gelungenen Auftritts standen. John Williams' "The Symphonic Marches" enthielt einen Streifzug durch berühmte Filmmelodien, bei Leonard Bernsteins "A Musical Toast" kam der Dirigent mit den Worten "Douglas ist der Beste" zu seinen Ehren und mit Takashi Hoshides "Disney's Fantillussion!" klang der Abend in bewährter Comic-Manier aus. Nicht ganz, denn mit zwei Zugaben versuchten Douglas Bostock und sein Orchester vergeblich, die frenetischen Beifallsstürme zu besänftigen.

© 1997 SBU e.V.
Letzte Änderung am 24.06.97