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Südwest Presse
Ulm, 14. November 1996

Blasmusik einmal ganz anders
Stehende Ovationen für das Sinfonische Blasorchester Ulm im ausverkauften Kornhaussaal

Zum zweiten Mal in diesem Jahr hatten sich die Mitglieder des "Sinfonischen Blasorchesters Ulm" zu mehreren Wochenendarbeitsphasen getroffen. Die Ergebnisse dieser Arbeit stellten sie jetzt im vollbesetzten Kornhaussaal vor. Und das Ensemble, das sich vorwiegend aus ehemaligen Musikern der Ulmer Knabenmusik rekrutiert, präsentierte sich in prächtiger Spiellaune.
Dominierte im ersten Teil des Abends Musik, die sich an die asiatische Kultur anlehnte, gab es nach der Pause Werke aus dem angelsächsischen Sprach- und Kulturkreis, ausnahmslos alle Werke stammten aber von Komponisten des 20. Jahrhunderts.
Verstärkt durch einen Kontrabaß legten sich die Bläser bei Claire Grundmanns "Japanischer Rhapsodie" ordentlich ins Zeug. Gehaltvoll das Blech, ausgewogen das Holz und als Salz in der Suppe, das hervorragende Schlagwerk, das durch beeindruckende Präzision und Präsenz immer wieder begeisterte. Douglas Bostocks Taktstock führte ein straffes Regiment. Auch bei Alfred Reeds "Vierter Suite für Blasorchester" herrschte musikalische Vielfalt: Kriegerische Marschpassagen und Fanfarenklänge wechselten mit fließender Melodik der Holzbläser.
Das meditative Anfangsthema der "Variationen über ein koreanisches Volkslied" von John Barnes Chance, das nacheinander von allen Stimmen aufgegriffen und weitergesponnen wird, gewann durch die anfangs schlichte und klare Interpretation der Musiker (sehr schön hier das Oboensolo).
Vom chinesischen Komponisten Bin Kaneda erklang aus seiner "Japanese Folk Song Suite - Warabe Uta" das Stück "Ein alter Priester in einem Bergtempel" mit genau ausgearbeiteten Details, rhythmischen Finessen und effektvollen Akzente. Bravo! Und wiederum ein großes Kompliment ans Schlagwerk!
Als technisch und musikalisch hoch anspruchsvoll erwies sich Philip Sparkes Suite "Das Jahr des Drachen": Atemverzehrende Läufe wechselten mit abgeklärten träumerischen Elegien (ein beachtliches Englischhornsolo!) und einem tobenden Flnale, in dem das Orchester aus dem Vollen schöpfte.
Erfrischend jazzig und swingend ging es nach der Pause in Paul Harts "Cartoon" zur Sache. Da tanzte der Bär (oder Tom oder Jerry oder Tweety oder wer auch immer)! Der sprühende Witz, mit dem sich die Comic-Figuren zu necken und zu jagen schienen, macht den besonderen Reiz dieser Filmmusik aus. Und wenn sie dann noch in so zackigem Tempo und mit sichtlicher Freude aller Musiker vorgetragen wird, ist sie ein besonderer Genuß! Auch Malcolm Arnolds Komposition "Sarabande und Polka" aus dem Ballett "Solitaire" hatte ihren eigenen Witz, persiflierte doch die Polka in herrlicher Manier die übliche "Uff-ta-ta" Bierzeltblasmusik.
Mit stehenden Ovationen erklatschte sich das Publikum noch zwei Zugaben, die Douglas Bostock genauso geschmackvoll auswählte wie das ganze vorhergehende Programm: den "Turkey-Trott" aus Bernsteins Divertimento für Orchester und nach den ganzen Reißrn als zweite Zugabe eine ruhige, gefühlvolle Arie aus Puccinis Turandot.
© 1997 SBU e.V.
Letzte Änderung am 02.05.97