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Südwest Presse
Ulm, 12. Mai 1993

Von der Unterwelt in die Lüfte
Ulmer Knabenmusik und das neue Sinfonische Blasorchester spielten mitreißend

Wer zu diesem Abend überredet werden mußte, war danach überzeugt. Nämlich eines der schönsten und mitreißendsten klassischen Konzerte der letzten Monate im Ulmer Kornhaus miterlebt zu haben. Sicherlich lag es auch an der repräsentativen und genußversprechenden Programmauswahl - Leckerbissen von Tschaikowsky und Prokofjew dürften auch bei einem Gelegenheitshörer klassischer Musik angenehme Erinnerungen wecken. Doch solche Verve und Hingabe, mit der die Nachwuchsmusiker der Ulmer Knabenmusik (UKM) und das Sinfonische Blasorchester (SBU) diesen Abend bestritten, kann nur im Fieber des Besonderen, des Neuen erglühen: Nach einem Jahr Arbeit brachte die UKM Prokofjews musikalisches Märchen "Peter und der Wolf" erstmals zur Aufführung. Und dazu die weitere Premiere des Abends: das Sinfonische Blasorchester Ulm präsentierte sich zum ersten Mal der Öffentlichkeit.
Der Reihe nach. Mit der "Nußknacker-Suite" von Tschaikowsky eröffneten die Knabenmusiker den Abend, und das recht flott. In gerademal 20 Minuten rauschten acht Sätze vorüber. Mehr als ein Appetithäppchen sollte die Kurzfassung von James Curnow wohl auch nicht sein. Richtig schön Zeit ließen sie sich dann für "Peter und der Wolf". Die ganze Wärme, die einfache Pracht von Prokofjews Märchen kostete das Orchester in vollen Zügen aus. Ein Märchen zum Selbstvergessen.
Wie aus einem Traum erwacht, mußte man danach wieder in die Wirklichkeit des Kornhaussaales zurückfinden. Dabei entpuppte sich die UKM als versierte Reiseführer. Sicherlich, ab und zu wackelte mal der Einsatz, auch knickte mal der Spannungsbogen, wenn der "Großvater" in schweren Schritten daherstapfte, doch sonst bewiesen die Solisten langen Atem und Mut, bei den ausgedehnten Soli nicht nur den Noten, sondern auch dem eigenen Gefühl zu vertrauen. Und Lob an Sprecher Detlef Hering, der sich tapfer gegen den mächtigen Klangkörper wehrte.
Dann kamen die "Olympioniken", wie Gesamtleiter Kreso Pascuttini seine Musiker und Musikerinnen(!) vom SBU zu nennen pflegt. Das Sinfonische Blasorchester Ulm setzt sich aus der UKM, aus Ehemaligen und eben auch aus einigen Mädchen zusammen. Bis auf ein paar kleine Erweiterungen (ein Flügel) gleicht es im Aufbau der UKM, also Blechbläser verstärkt mit Holzbläsern.
Zu seiner Premiere hatte das SBU etwas ganz besonderes auf den Notenständern liegen: die Sinfonie Nr.1 : "Der Herr der Ringe" von Johan de Meij. Eine schöne Idee - zuerst ein klassisches Märchen, dann ein modernes Phantasieabenteuer. Das folgende Konzert wurde zu einem Erlebnis. Technisch tadellos und ungemein ausdrucksstark entführte das Orchester sein Publikum in die Welt des Zauberes Gandalf. In düsteren Klängen ging's mit Zitaten moderner Musik durch die Unterwelt, im atemberaubenden Parforceritt auf dem Schimmel "Shadowface" durch die Lüfte, mit einer Verbeugung vor großen Sinfonien der Klassik durch den Elfenwald. Schließlich ein leiser, versöhnlicher Abschied: der Zuhörer schwamm durch Wechselbäder der Gefühle. Der Applaus nach der Traumreise war groß und gerechtfertigt.
© 1997 SBU e.V.
Letzte Änderung am 02.05.97