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Südwest Presse
Ulm, 2. November 2000

Konzert / Das Sinfonische Blasorchester Ulm und Joo Kraus im Scharff-Haus
Mitreißende Musik ohne Bügelfalten
Elan und Können bei zeitgenössischer sinfonischer Blasmusik: Im sehr gut besuchen Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Haus gingen das Sinfonische Blasorchester Ulm, dessen Dirigent Douglas Bostock und der Ulmer Jazz-Trompeter Joo Kraus auf musikalische Weltreise.

Christa Kanand

Smarter Typ, strahlendes Lächeln - der Taktstock von Energiebündel Douglas Bostock sticht in eine Richtung. Die Antwort: Perlende Xylophonklänge, Beckentusch, Harfenarpeggien, Paukenwirbel, das Sinfonische Blasorchester Ulm steigert sich mit dem Getöse von sechs Percussionisten zum festlichen Fortissimo in "Olympica". Jan van der Roost hat die monumentalen Klänge für die Olympiade 1998 im japanischen Nagano komponiert.
In Japan ist der international gefragte Brite Douglas Bostock seit Jahresbeginn Chefdirigent des Tokyo Kosei Wind Orchestra. Klar, das zu Bostocks Reisesouvenirs Partituren wie "Asuka" von Tetsunosuke Kushida gehören. In die Faszination dieser fernöstlichen Klangsprache entführte ein apartes Flötensolo. Behutsam bewegte sich das Tutti in den mystischen Stimmungsbildern, für die der Klang des großen Gongs eine zentrale Rolle spielt.
Das erfrischende Konzept des Programms: neue, nichtalltägliche Hör-Horizonte - wie in Alexander Arutjunians Trompetenkonzert im armenischen Kolorit. Joo Kraus war der mit Spannung erwartete Solist. Ein Tausendsassa nach über 1000 Konzerten mit Tab Two, Kraan und anderen Bands erstmals nach über 10 Jahren auf klassischem Boden. Kraus als befrackter Nigel Kennedy der Ventile? Der Tribut an die ungewohnte Situation waren anfangs ein Kickser und fahrig unsaubere Läufe. Doch dann setzte sich das Klasseformat von Kraus durch, was ihm in guter Korrespondenz mit dem Tutti nach wunderschönen, gedämpft elegischen Passagen und einer makellos-virtuosen Schlusskadenz verdiente Bravorufe einbrachte.
Die erspielte sich auch das Orchester in Malcolm Arnolds "Peterloo". Das Werk des bekannten Briten erklang erstmals in Deutschland. Die Klangidylle ließ Bostock in schönsten Farben modellieren, den marschähnlichen Mittelteil markant meißeln. Enorm, wie prompt und pointiert der große Klangapparat mitging. Nicht akademisch steril, sondern einfach mitreißend war das Spiel der Twens an 61 Pulten.
Mut zu Ecken und Kanten dominierte nach der Pause "Samurai" des Briten Nigel Clarke. Eruptiv, voller Klangballungen, mit rhythmischen Duellen, schroff in der Harmonik, gehört das Werk ohne Bügelfalten zur Avantgarde. Nach dem Ohrschmeichler "Colonial Song" des Australiers Percy Aldridge Grainger und den tonmalerischen Hörwonnen in "Over Hill, Over Dale" von Adam Gorb lief im Finale das Orchester, darunter souveräne Solisten wie das vielbeschäftigte Oboen-Ass Alexander Weltin, in Alfred Reeds symphonischer Rhapsodie "Armenische Tänze" zur Topform auf. Das klangschwelgerische "Hora" von Reed, dem führenden Amerikaner in Sachen Blasmusik, gab als zweite Zugabe Konzertmeister Jochen Anger Gelegenheit, den Abend mit einem umjubelten Klarinetten-Solo zu beenden.

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Letzte Änderung am 02.11.2000