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Südwest Presse
Ulm, 2. Mai 2000

Konzert / Geglückte Gratwanderung zwischen Mainstream und gemäßigter Moderne
Jauchzende Klarinette und ein geheimnisvoller Gong
Das Sinfonische Blasorchester Ulm erhielt im Edwin-Scharff-Haus riesigen Beifall

Beifallsgejohle und Bravos für Zeitgenössisches? Im Edwin-Scharff-Haus gelang dem Sinfonischen Blasorchester Ulm unter Douglas Bostock vor über 400 Zuhörern ein attraktiver Balanceakt mit Werken von Arnold über Koyama bis Bernstein.

Christa Kanand

Kein Zweifel, ein solcher Dirigent kann sich aller Sympathien sicher sein. Kein Halbgott in Schwarz, eher ein Sonnyboy im weißen Dinnerjackett und doch ein Pultstar: Douglas Bostock. Von wegen kühler Brite! Temperamentvoll verbreitet der 44-Jährige Hochstimmung auf beiden Seiten der Rampe. Vitalität, Professionalität und der mitreißende Stil des international gefragten Gastdirigenten beflügeln seit fünf Jahren die jungen Musiker des Sinfonischen Blasorchesters Ulm zu Top-Leistungen.
Kaum dass Bostock zackig das Stöckchen schwingt, der erste Beckentusch in Malcolm Arnolds "Attleborough Suite" aufrauscht, da entfalten sich das souveräne Können der Musiker, Präzision und sichtbar beste Spiellaune von verblüffender Homogenität. Denn was wie ein eingefleischtes Team gerade in den tonmalerischen "Hobbits" von Johan de Meij wirkt, ist eigentlich ein "zusammengewürfelter Haufen" aus Spitzenkräften anderer hiesiger Ensembles.
Beileibe standen keine Leichtgewichte hinter der Programmidee mit zumeist Originalwerken des 20. Jahrhunderts für Bläser. Stilgewandtheit setzt Bob Margolis' Suite "Terpsichore" voraus. Diese umjubelte köstliche Melange aus Renaissance-Tänzen veredelten nach sinnlichen Soli von Harfe (Eva Keller) und Orgel (Ivo Sauter) einzelne Orchestergruppen mit packendem Bläsergold.
Faszinierend glückte die Gratwanderung zwischen Mainstream und gemäßigter Moderne, darunter das verzwickte "Al Fresco" von Karel Husa. Und erst recht bei der deutschen Erstaufführung von Kiyoshige Koyomas "Kobiki-Uta". Für das SBU und Bostock, seit kurzem Chefdirigent des Tokio Kosei Wind Orchestras, ist die Begegnung mit fernöstlichen, vom geheimnisvollen Gong dominierten Klangwelten längst ein Anliegen.
Voller Saft und Kraft strotzte das folkloristische Kolorit von Alfred Reeds "Fifth Suite for Band International Dances". Als die Klarinette von Konzertmeister Jochen Anger jauchzend in Klezmermanier durch die furios ratternde Tutti-Klangmaschinerie schlenzte, wollte der Riesenbeifall sogar nach der zweiten Zugabe von Bernsteins "Turkey Trott" kaum enden.

© 2000 SBU e.V.
Letzte Änderung am 02.05.2000