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Südkurier
13. November 1996

Die Bürgermusik auf neuen Wegen
Galakonzert in der Inselhalle: Heim- und Gastspiel der Blasmusik

Galakonzerte gibt es immer dann, wenn Douglas Bostock den Taktstock erhebt: einst beim Konstanzer Jugendblasorchester, jetzt beim Sinfonischen Blasorchester Ulm. Wobei man zwar das Publikum nicht mehr - wortbedeutungsgemäß - in Gala erwarten darf, wohl aber das konzertante und sinfonische Programm. Die Reichenauer Inselhalle erlebte - ausverkauft - ein Doppel-Gala-Konzert: die Bürgermusik Reichenau hatte die Ulmer zur Präsentation eingeladen und gestaltete den ersten Teil des Konzerts unter präziser und durchdachter Leitung von Hubert Holzner.
Eindeutig auf Neues ausgerichtet, spielte der starke Klangkörper denn auch große und fordernde Werke voll des hymnischen Klangs ("The Olympic Spirit" von J. Williams), überraschender und skuriler Klangmixtur ("Aquarium" von J. de Meij) und melodieselig-pfeffrigem Arrangement der Musical-Szenerie ("Phantom der Oper" von Webber) - ein zukunftsträchtiger Weg für die Bürgermusik, den Kapelle und Zuhörer begeistert mitgingen. Der freudig begrüßte Zugabe-Marsch, ein "Zeichen der Versöhnung", galt versinkenden musikalischen Zeiten.
Nach einer ausgiebigen Sekt-Pause ließ das Ulmer Sinfonische Blasorchester ein Feuerwerk großer Blasmusikwerke von der Bühne. Bostock war in seinem Element: Berstende Sounds aus großen, hellem oder schmissig-grellen Tutti oder weich-dunklen Wohlklang einzelner Register. A. Reeds "Stadt der Musik" hatte musikantische Ariengestaltung, aber auch überraschende Schrägklänge; G. Jacobs "Concertino für Posaune und Blasorchester" sah nochmals Hubert Holzner, jetzt in der Rolle des Posaunensolisten, der mit wunderbar weichen Ansätzen, schlankem Melos und äußester Phrasensicherheit glänzte, gestützt vom begleitenden Orchester, das die happigen Viertelzählereien wechselnder Taktarten bestens meisterte; Ph. Sparkes " Jahr des Drachens", das herrliche Soli auf Flöten, Klarinetten, English-Horn oder Röhrenglocken gegen ekstatische Aufwallungen setzt; P. Harts "Cartoon", das in köstlichen Einfällen einen Zeichentrickfilm unterlegt, der noch gar nicht gezeichnet ist: Der Hörer durfte selbst während des Musikgenusses einen von lustigen Viechern bevölkerten Film "drehen" M. Arnolds "Sarabande und Polka", eine geistreiche Performance barocker Attitude, gewagter Harmonik und zackiger Würze; schließlich den Film-Soundtrack aus "The Cowboys" von J. Williams (womit der Programmbezug zur Eröffnung durch die Reichenauer hergestellt war): eine symphonische Westernshow voll rhythmischen Leben und zärtlich-rauher Melodik.
Bostock dirigierte, führte, zähmte, riß mit und hatte in kurzer Zeit (nur projektweise probend!) enorm viel für seine Bläser erreicht, was nur möglich war, da auch Profis das Orchester durchsetzten. Großer Beifall für die Einheimischen und für die Gäste führte zu Zugaben von Bernstein und Puccini - auch diese wieder neue, köstliche und klangschöne Darbietungen.
© 1997 SBU e.V.
Letzte Änderung am 02.05.97