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Neu-Ulmer Zeitung
Neu-Ulm, 17. Oktober 2007

Das Sinfonische Blasorchester Ulm gab im Congresscentrum einen herausragenden Konzertabend.
Harmonie der Götter
CCU Das Sinfonische Blasorchester Ulm - ein Erlebnis

Von Wilhelm Schmid

Ulm

"Harmonie der Götter" herrschte im Congress Centrum Ulm, als das Sinfonische Blasorchester Ulm zum Konzert seiner zweiten Arbeitsphase dieses Jahres einlud. Einen bedeutenden Beitrag zur Harmonie zwischen Ausführenden und Zuhörern leistete Dirigent Douglas Bostock schon eine Stunde vor Beginn, als er in seiner "feinen englischen Art" die Moderation zum Erlebnis werden ließ.
So eingestimmt, ließ sich das Publikum auf den Wellen der Harmonie tragen, als dann vier zeitgenössische Werke der Spitzenklasse angesagt waren. Es muss einem um jeden der - Gott sei Dank nicht all zu vielen - frei gebliebenen Plätze leid tun, wenn man weiß, dass mit Douglas Bostock als langjährigem Chef des weltweit renommierten "Tokyo Kosei Wind Orchestra" der "Papst der Sinfonischen Blasorchesterleitung" am Pult stand.

Schwert und Krone

Das zeigte sich bereits in der einleitenden Suite "The Sword and the Crown" von Edward Gregson: Zwei Solotrompeten eröffneten von der Empore aus ein dreisätziges Klangbild, das einleitend mit archaischen Choral- und Flötenklängen ins 15. Jahrhundert versetze, wo das "Königtum von Gottes Gnaden" zelebriert wurde. Nach einem kurzen Atemholen am Hofe von Wales erlebte man im dritten Satz schließlich die Steigerung der schon nach den Requiemklängen des ersten Satzes angedeuteten triumphalen Kriegsklänge, die zu siegreichem Finale führen. Bereits hier ließ das Orchester seine musikalische Tugenden aufklingen: Blitzsaubere Intonation, rhythmische Sicherheit und dynamische Disziplin.

Klangkultur im Höchstformat

Philip Sparke, einer der ganz Großen in der aktuellen Szene der sinfonischen Blasmusik, hatte mit dem zweiten Werk des Abends den "Sonnenaufgang am Engelstor", ein Naturerlebnis im Grand Canyon, meisterlich in Musik umgesetzt. Doch dies alles sollte schließlich "nur" als Hinführung zum Hauptwerk des Abends gedacht sein: "Hi-Ten-Yu-Spiel der fliegenden Götter" ist der Titel einer Komposition von Isao Matsushita, die in der Fassung für Blasorchester bisher erst einmal in Japan zum Vortrag gekommen war und nun hier ihre europäische Uraufführung erlebte. Im Mittelpunkt des Werkes stehen die "Daiko"-Trommeln, gemäß der fernöstlichen Mythologie eine Verbindung zwischen Himmel und Erde. Als "Medium" hierfür stand mit dem dänischen Percussion-Virtuosen Mikkel Ib ein Ausnahmekünstler auf der Bühne.
Seine Improvisationskunst, von der großen "O-Daiko" über die mittelgroßen Trommeln bis hin zu den kleinen Tom-Toms mit größtem Engagement zum Ausdruck gebracht, löste Faszination pur aus. Douglas Bostock vereinte mit intuitiver Kraft vom Pult aus sämtliche Ausführende zu einem "Klang-Körper" im schönsten Sinne des Wortes.
Nach der Pause stand mit der 1. Sinfonie von Bert Appermont ein weiteres Glanzlicht der aktuellen Blasorchestermusik auf dem Programm, und auch hier war es ein Thema, das dem Motto des Abends würdig war: Das "Gilgamesh-Epos", die Schilderung von Kampf, Freundschaft, Tragik und Dramatik in der alt-sumerischen Götterwelt des 26. Jahrhunderts vor Christus, hatte dem jungen belgischen Komponisten als Vorlage für eine viersätzige Komposition gedient. Bei deren Hören wurde wieder einmal besonders deutlich, dass sinfonische Blasmusik heute in jeder Hinsicht der "klassischen" sinfonischen Musik ebenbürtig geworden ist.

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Letzte Änderung am 17.10.2007