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M-Musik zum Lesen
04/2008

Sinfonisches Blasorchester Ulm

Sinfonisches Blasorchester Ulm mit Douglas Bostock - Zahlreiche Klassiker der Blasmusikliteratur zum 15. Geburtstag im Gepäck

ULM * Es soll ja immer noch Leute geben, die sich für Musikkenner halten, die aber steif und fest ignorieren, daß es sinfonische Blasmusik gibt. Für diese bedauernswerten Menschen wären noch Plätze frei gewesen, als Douglas Bostock im CongressCentrum Ulm die Einführung zum Konzert anläßlich des 15jährigen Bestehens des Sinfonischen Blasorchesters Ulm (SBU) gab, und sie hätten einiges dazu lernen können. So zum Beispiel, daß diese Musikgattung mit der 1909 komponierten "Ersten Suite" von Gustav Holst ihren 100. Geburtstag feiern kann, denn "damit begann die Geschichte der Sinfonischen Blasmusik - Punkt!" (Zitat Bostock). Die Klassiker aus hundert Jahren Musikgeschichte bildeten das Motto des Konzertes, und die rund fünfzig Musiker und Musikerinnen hatten auch wirklich (fast) alles auf ihren Pulten liegen, was man dazu rechnen kann. Nur für den Beginn war mit Aaron Coplands "Fanfare for the Common Man" ein "Schlager" im Programm, der dennoch aufhorchen ließ: Rhythmische Präzision und Klangkultur, hier von den Blechbläsern vorgeführt, machten neugierig auf das Folgende. Das ließ dann auch kaum Wünsche offen.
Gustav Holsts "Erste Suite", wie erwähnt das "Ur-Werk" der sinfonischen Blasmusik, zeigte in ihren drei Sätzen, daß hier wie in der klassischen Musik die kompositorische Größe im Einfachen liegt: Drei Töne bilden das Gerüst, auf dem sich in Chaconne, Intermezzo und Marsch ein Meisterwerk aufbaut. Das Orchester stand der kompositorischen Leistung mit seiner Interpretation in nichts nach, wenngleich man sich fragen durfte, ob das hohe Blech mit "nur" sechs Trompeten und Cornets nicht doch eine Spur zu dünn besetzt war. Aber laut Bostocks einführenden Erläuterungen macht ja das tiefe Holz den besonderen Reiz dieser Musikgattung aus, und daran war absolut nichts auszusetzen. Eine musikgeschichtlich hochinteressante Verbindung zwischen Böhmen, wo ja bekanntlich eher die volkstümliche Blasmusik zuhause ist, und den USA schufen "Adagio und Allegro" von Vaclav Nelhybel. Ein Werk, bei dem man kaum noch aus dem Staunen über die Virtuosität der Ausführenden heraus kam. In der "Suite of Old American Dances" von Robert Russell Bennett faszinierten "Cake Walk", "Schottisch", "Western One-Step", "Wallflower Waltz" und "Rag" durch technische Spitzenleistung ebenso wie durch ihre dem jeweiligen Tanzcharakter angepaßte Ausführung. Nach der Pause stellten die "Satiric Dances" von Norman Dello Joio und die "Lamentations of Archangle Michael" des katholischen Japaners Genba Fujita höchste Anforderungen and das spielerische Können der Ausführenden. Aber auch an das Auffassungsvermögen der Zuhörer wurde eine hohe Meßlatte angelegt. Mit der "Symphony for Winds" von Derek Bourgeois, der mit seiner "Serenade" längst einen Siegeszug auch durch die Repertoires der "landläufigen" Blasorchester angetreten hat, ging das Konzert zu Ende. Und hier ließen Douglas Bostock und sein Orchester noch einmal alles aufblitzen, was ihre bläserische und interpretatorische Klasse ausmacht. Begeisterter Applaus erbrachte zwei Zugaben: Die "Burlesque" von Clare Grundman und der "Marsch op. 99" von Sergej Prokofjew beendeten ein Konzert, das nicht nur auf ein Jahrhundert sinfonischer Blasmusik zurück blicken ließ, sondern auch Vorfreude auf die Zukunft weckte: "SBU - Ad Multos Annos!"

Wilhelm Schmid

© 2008 SBU e.V.
Letzte Änderung am 19.04.2008